Erziehungsfrage (Teil 1)

Einst sprach man einen schönen Satz
Kinder sind unser größter Schatz
Wohl erzogen, zurecht gebogen,
hübsch angezogen und abgeschoben.

Von 0 bis sieben sind sie leicht zu zügeln,
dacht sich die Mutter beim Hemden bügeln.
Doch die Neugier, was uns menschlich macht
ist bei solch Kindern wohl nicht angebracht.

Sie laufen hier, sie schauen dort,
nicht aufgepasst und sie sind fort.
Und aus irgendeinen bestimmten Grund,
nehmen sie alle Sachen in den Mund.

Das darfst du nicht! Wie kannst du nur!
Schreit Papa nur in einer Tour.
Das Kindlein verdutzt und eingeschnappt
weiß gar nicht was es falsch gemacht.

Erklärungen sind nicht Sinn der Sachen
ist viel zu klein sich Gedanken zu machen
das Kind verwirrt, mit so vielen Fragen
ohne Möglichkeit etwas zu sagen.

 

-(Andranos)

André

André kenne ich schon seit einer Ewigkeit. Ich kann mich schon nicht mehr daran erinnern wie, wo und wann wir uns das erste mal getroffen haben. Vielleicht lag er ja bereits in der Säuglingsstation neben mir im Zimmer? … Aber wir haben völlig unterschiedliche Geburtstage und unsere Mütter kennen sich auch nicht. Vielleicht aus der Schule? … Nein … wir kannten uns schon vorher. Es muss also bereits im Kindergarten gewesen sein.

Ich glaube so langsam kommt die Erinnerung wieder. Wobei… nicht ganz… Wie gesagt, der genaue Zeitpunkt entzieht sich meiner Erinnerung.

Es war also im Kindergarten. Unsere Eltern waren bereits alle weg. Wir waren in der Gruppe alle damit beschäftigt zu spielen, zu toben und einfach Kind zu sein. Man schnappt sich einfach irgend jemanden mit den man auf einer Wellenlänge liegt und der Spaß kann beginnen. Aber an einem Tag war es vermutlich nicht ganz so lustig.

Ich war glaube ich als Kleinkind ein ganz schöner Chaot. Bin hier und dort rum gerannt und habe neugierig alles inspiziert. Ich wurde häufiger mal ermahnt, was mich anfangs nicht störte. Eines Tages jedoch entwickelte ich scheinbar ein Bewusstsein für Leib und Leben. Soll heißen ich lernte zu differenzieren was gefährlich war und was nicht. Und dann trat André auf Bildfläche. Er sah wie ich damals wieder meinen üblichen Blödsinn anrichten wollte und trat sofort an mich heran und versuchte mir das ein oder andere zu erklären.

André: „Das darfst du nicht! Die Erzieherin wird sonst böse und schimpft wieder mit dir. Dann sagt sie es deiner Mama und die wird dann auch wieder mit dir schimpfen!“

Ich: „Aber ich wollte doch nur… .“

Ich konnte meinen Satz nicht mal beenden. Unsere Erzieherin hatte es beobachtet, kam zu uns herüber und fragte was wir, bzw. ich denn schon wieder anstellen wollte.

André: „Nichts! Alles gut. Ich hab ihm gesagt, dass er das nicht darf und das es BÖSE ist.“

Böse?… So hatte ich das noch nie betrachtet. Mit dem Wort „böse“ konnte ich schon was anfangen. Das hörte ich immer kurz bevor ich angebrüllt wurde, oder ich auf mein Zimmer geschickt wurde, oder mir damit gedroht wurde nichts vom Weihnachtsmann zu bekommen.

Seit dem hielt ich mich immer an das was André mir sagte. Er half mir zu differenzieren was gefährlich ist, was andere aufregen, oder gar verletzen könnte. Er kam mir so aufgeklärt und stark vor. Ich lief nicht mehr so viel herum wie damals. Ich wurde still und hörte mir erstmal an was andere bzw. André von den Dingen hält, die ich tun wollte. Ich lernte zu beobachten und wurde dabei immer stiller. Bis ich schließlich fast nur noch sprach wenn man mich etwas fragte.

Und heute… ja heute ist er noch immer an meiner Seite. Doch es hat sich etwas verändert. Mittlerweile ist seine Stimme nur eine von vielen, die mir Vorschläge gibt. Ich bin nun derjenige, der ihn aus seinem Schneckenhaus holt.

Es ist schon seltsam wie sich Menschen verändern und weiter Entwickeln. Und wie manche Menschen noch immer in ihrer kindlichen sperre gefangen sind, wie angekettet, oder einem Laufgitter. Ich sehe André noch immer mit erhobenen Zeigefinger vor mir stehen, wie er mich belehren will. Und heute steht er vor mir, nicht mit erhobenen Zeigefinger, sondern mit hochgezogenen Schultern, zum Schutz vor schlimmen Dingen bereit.

Er ist ein Wichtiger Teil in meinem Leben, aber er würde mich völlig verrückt machen, wenn ich mich nicht auch mal mit meinen anderen Freunden treffen würde. Edwin, Vadin, Hubert… ihr kennt sie bereits. Irgendwann kam bei mir der Punkt, an dem ich zu mir selbst sagte: „Ich muss meinen eigenen Weg gehen.“

Man muss im Leben seine eigenen Ängste überwinden und sich den Dingen stellen um weiter zu kommen. Es ist gut sie zu kennen. Ohne sie wäre man vielleicht schon durch so manche Tat in eine missliche Lage geraten. Aber mit der Zeit lernt man Situationen abzuschätzen.

Und so ging ich nun meinen eigenen Weg….

Identitätsverlust

Jeder kennt das Gefühl und jeder stellt sich die gleichen Fragen. Manche früher und manche später.

So auch ich: „Wer bin ich?“; „Was ist meine Bestimmung?“; „Was macht mich aus?“.

Es war eine sehr seltsame Erfahrung für mich diesen, ich nenne es mal Reifungsprozess, durchzumachen und über solche Fragen nachzudenken.

Natürlich habe ich dieses Thema nicht allein für mich bearbeitet. Meine „Freunde“ haben mir geholfen das ganze aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

Doch vorab erzähle ich kurz eine kleine Geschichte, weshalb die Fragen in mir aufkamen.

Es begann nach meinem Schulabschluss. Ich muss gestehen, er war nicht gerade das Gelbe vom Ei. Gerade so mittelmäßig. Ich wusste halt einfach nicht, wofür ich mich hätte anstrengen sollen. Studieren kam für mich nicht in Frage und für die eine Ausbildung braucht man kein Abitur.

Da stand ich also. Das Ende eines Lebensabschnittes erreicht, aus der gewohnten Routine entrissen und keine Ahnung wo der Weg hinführen soll. Ich war total ahnungslos. Ich kannte meine Stärken nicht. Meine Schwächen dafür umso mehr. Faulheit stand ganz oben auf der Liste. Wie sich später jedoch rausstellen sollte, war es aber eher Orientierungslosigkeit, oder auch Angst vor dem Leben, das einen erwarten könnte.

Die Monate verflogen recht schnell. Der einzige Weg den ich ging, war der zum Arbeitsamt, um mir gute Ratschläge von dem Beamten anzuhören, der mich immer wieder Sachen Fragte wie: „Was stellen sie sich denn so vor?“.

Und genau das war das Problem. Ich hatte keine Vorstellung. Das einzige, was ich wirklich konnte, war es Freunden zuzuhören, wenn sie Probleme hatten. Ab und an ein freundliches Wort dazu und schon waren sie glücklich. Das war also mein Weg. Mit Menschen arbeiten, ihnen helfen, ihnen zuhören und vielleicht sogar zu heilen?

Mein Weg war also gefunden. Ich werde Physiotherapeut! Zugegeben ein schlecht bezahlter Beruf als angestellter in unserem Land. Aber darum geht es ja nicht. Was viel wichtiger ist war die Frage: „Bin das wirklich ich?“.

Ich machte also meinen Abschluss, erlebte Höhen und Tiefen während der Ausbildung, lernte viele Menschen und deren Schicksale kennen. Schließlich kamen diese Fragen in mir auf. Und die wichtigste von allem: „Wer bin ich?“.

An dieser Frage knabbere ich heute noch ab und zu mal. Dieses mal hingegen hatte ich beschlossen mir Hilfe zu holen und sie mit anderen zu diskutieren.

 

Ich: „Wer bin ich?“

Alle starrten mich mit einem sehr verwunderten Blick an. Nur Hubert schien die Frage ernst zu nehmen.

Ewald: „Was soll denn diese idiotische Frage? Du bist du! Das weißt du doch. Oder hast du letzte Nacht schon wieder zu viel getrunken?

André: „Geht’s dir gut? Sollen wir dich vielleicht zum Arzt bringen?

Vadin: „Nein André. Ich glaube die Frage ist eher auf einem existenziellem Hintergrund aufgebaut.“

Ewald: „So nach dem Motto: „Ich denke also bin ich.“, oder wie meinst du das?“

Vadin: „Oh! Das du solche Analogien herstellen kannst war mir überhaupt nicht bewusst. Aber ja so ähnlich meinte ich das.“

Ewald: „Hehe, danke… oder auch nicht?…. Hey!“

Ich: „Leute! Ich meine die Frage ernst! Nein ich hab nicht zu viel gesoffen und nein ich habe keine Amnesie! Ich will viel eher wissen was mich als Menschen ausmacht. Wo ist meine Bestimmung? Ich bin so langsam am durchdrehen. Manchmal habe ich das Gefühl vor einer riesigen Mauer zu stehen, oder die Richtung zu verlieren.“

Hubert: „Wo willst du denn hin?“

André: „Jetzt mal ganz locker! Die Richtung ist klar! Augen zu und durch! Ich mein’… du hast deinen Job, du hast deine Wohnung, deine Familie wohnt direkt um die Ecke. Ist doch alles super!

Ich: „Ja schon, aber wo steh ich in 5 Jahren? Was Fange ich mit meiner Zukunft an?“

Hubert: „Wo willst du denn sein?“

Ewald: „Aus meiner Erfahrung heraus ändert sich in 5 Jahren nicht unbedingt was. Wenn wir uns die Politik mal ansehen. wir stagnieren ja schon seit ewigen Zeiten. Kommt mir jedenfalls so vor. Aber hey. Vielleicht schaffst du ja den Absprung in ein anderes Leben!

Vadin: „Also realistisch betrachtet hängt es immer vom eigenen Individuum ab, ob eine Veränderung eintritt, oder nicht. Die Frage sollte vorab im Raum stehen ob man sich bereits sesshaft machen will, oder ob man einen anderen Lebensraum für sich in betracht zieht.“

Ich: „Leute! Ihr versteht mich nicht. Ich will nicht wissen wo ich sein kann. Ich will wissen wer ich bin! Was macht mich aus? Warum sehe ich meine Schwächen aber nicht meine Stärken?

Hubert: „Ist es nicht eine Stärke seine Schwächen zu sehen?“

Ich: „Wieso erkenne ich mich selbst nicht? Warum sehe ich eine andere Person im Spiegel, wenn ich mich betrachte?“

Hubert: „Hast du vielleicht nur Angst vor die selbst?“

Ich: „Wenn diese Fragen in meinem Kopf so weiter Kreisen, dann brauch ich bald wirklich einen Psychiater!“

André: „Hey jetzt mal tief durchatmen. Dafür gibt es sicher Spezialisten. Ich bin sicher du bist kein Psycho. Seh‘ dich ja immerhin nie mit ’nem Messer in Richtung Dusche rennen. Oder noch schlimmer, mit dir selber reden. Hah…. wäre ja mal richtig Krank!!!“

Ich: „Ach lasst mich erstmal in Ruhe. Ich muss nachdenken.“

 

Jahre später ist mir aufgefallen, dass, obwohl ich es damals nicht wahrnahm, mir Hubert genau die richtigen Fragen stellte, um zumindest einen Teil von mir selbst zu finden. Ich habe meine Antwort gefunden.

Ich bin Ich!

Verkatert

Nach einem weiteren Abend mit dem Jungs durfte ich eine äußerst interessante Erfahrung machen. Man kann es ein biologisches Experiment nennen. Wie wirkt sich Alkohol auf den Körper aus – nach einer gewissen Zeit des Abbaus im eigenen Organismus? Oder kurz: „Wie reagiert mein Körper auf einen Kater?“.

Hier die Beschreibung des Szenarios, an dem ich mich „am Morgen danach“ wieder fand.

Ich öffnete die Augen, völlig orientierungslos und unfähig meine Erinnerungen der vergangenen Stunden zu ordnen. Ich lag noch halb angezogen auf meinem Bett. Eine charakteristische Duftwolke hing in meinem Zimmer. Meine Schuhe und die Sachen, die ich im Stande war noch auszuziehen, lagen wild verstreut auf dem Boden. Zu meiner Verwunderung waren meine „Freunde“ ebenfalls wild in der Wohnung verteilt. Einer sah schlimmer aus als der andere. Außer Hubert, da er sich wieder mal nur an alkoholfreie Getränke gehalten hatte. Er saß teilnahmslos auf meinem Wohnzimmersessel und betrachtete die Situation wie ein Primatenforscher.

Ich: „Guten Morgen!“

Hubert nickte nur zum Gruß.

Ewald hatte das gesamte Sofa für sich beansprucht. Vadin hatte sich aus Stühlen, Decken und Kissen eine Art Bett gebastelt. Ich assoziierte es irgendwie mit einem indischen MacGyver. André hatte sich im Badezimmer in die Wanne gebettet.

Nachdem ich also die Lage in meiner Wohnung gecheckt hatte, ging es an die Bestandsaufnahme meiner Besitztümer. Meine Schlüssel hingen überraschender Weise am Schlüsselbrett, die Geldbörse lag auf dem Wohnzimmertisch, mit – auf dem ersten Blick – fast kompletten Inhalt. Sämtliche Karten waren da sowie der Ausweis etc.. Aber, was mir erst gar nicht auffiel; das „Kondom für alle Fälle“ war verschwunden. Ich ließ es erstmal so stehen und suchte nach meinem Telefon. Auch dieses habe ich, zwar minimal am Rahmen zerkratzt, aber funktionstüchtig, in meiner Hosentasche gefunden. Darauf eine Nachricht mit unbekannter Nummer und zwei Anrufen in Abwesenheit.

In der Nachricht stand geschrieben: „Hey … war ein geiler Abend. Müssen wir unbedingt wiederholen!!! ;)“

Als ich diese Nachricht las, fiel mir sprichwörtlich die Kinnlade nach unten.

Ich trommelte sofort die anderen Schnappsleichen zusammen. Nach 30 Minuten saßen alle am Tisch und waren nach 2 Kannen Kaffee aufnahmefähig. Hubert blieb ganz gelassen im Sessel sitzen und betrachtete das ganze mit einem kleinen unterschwelligen Grinsen.

Ich: „Leute ihr müsst mir unbedingt auf die Sprünge helfen! Was ist gestern Abend passiert und wem gehört diese Telefonnummer??“

Vadin: “ Ich kann dir die Frage leider nicht in dem Kontext beantworten, die du hören möchtest. Ich kann dir lediglich sagen, von welchem Anbieter diese Telefonnummer stammt. Zu der Frage was gestern Nacht geschehen ist; ich muss leider sagen, dass meine Erinnerung aufgrund der übermäßigen Einnahme von Ethanol arg beeinträchtigt ist.

Edwin: „Ich nehme mal an, dass du irgend eine Frau gestern in der Bar aufgerissen hast. Du Hengst! Wie war’s denn?“

Ich: „Wenn ich wüsste was gestern geschehen ist, müsste ich euch nicht fragen! Außerdem passt das gar nicht zu mir, einfach so Frauen anzusprechen.“

Edwin: „Wer sagt denn, dass du sie angesprochen hast? Vielleicht war es genau umgekehrt. Und außerdem lockert Alkohol die Zunge. Vielleicht warst du sehr charmant und hast ihr den Hof gemacht. Du alter Schlingel! He he he!“

André: „Aber was, wenn die Frau verheiratet ist, oder irgendwelche Krankheiten hat, oder wenn du sie dafür bezahlt hast? Es gibt tausend Gefahren bei sowas. Was hast du dir dabei gedacht?“

Ich: „Also mal ganz ehrlich! Ich habe sie doch nicht bezahlt!!!! Und eingefangen hab ich mir auch nichts. Das Kondom aus meiner Brieftasche ist immerhin nicht mehr da. Ich werde es also benutzt haben. Hoffe ich. Ich denke, ich werde mal am Montag zum Arzt gehen und mich durchchecken lassen. Danke André, dass du mir jetzt solche Panik machst.“

Hubert saß die ganze Zeit mit einem Grinsen da und betrachtete alles aus der Ferne. Bis wir darauf kamen, dass er keinen Alkohol trinkt und das ganze beobachtet haben muss, war einige Zeit vergangen. Ich sprach ihn darauf an, doch er grinste nur und meinte: „Da musst du jetzt durch!“

Die einfachste Möglichkeit wäre ja gewesen, die unbekannte Nummer anzurufen und nachzufragen, was denn vorgefallen sei, aber André gab mir immer wieder zu verstehen, dass es wohl eine dumme Idee sei. Angenommen sie wäre vergeben, oder verheiratet, dann hätte ich einer Frau geholfen ihren Partner zu betrügen. Diese Erkenntnis hätte mich zerfressen. Selbst wenn sie Single gewesen wäre, hätte ihr das offenbart, sie sei wohlmöglich nichts besonderes gewesen. Und da ich nicht wusste, in welchem geistigen Zustand sie sich befand, wollte ich kein Risiko eingehen sie zu verletzen. Ich tat also was ich mit Hilfe meiner „Freunde“ immer tat. NICHTS! Naja… das und einen ärztlichen Check. Nur um sicher zu gehen…

Nachdem die Ergebnisse eingetroffen waren und mir versichert wurde, dass ich kerngesund sei, lud ich meine Freunde auf ein Bier in unserer Stammkneipe ein. Dort stellte sich heraus, dass die unbekannte Nummer unserem Stammbarkeeper gehörte, mit dem wir seinen Geburtstag dort gefeiert hatten. Mein Kondom wurde an dem Abend als Wasserbombe missbraucht. Auch die fehlenden Stunden des Abends wurde ausführlich und mit heiterem Gelächter von ihm erläutert. Hubert grinste nur und meinte: „Hättest ja nur mal anrufen müssen… .“

Langeweile

Langeweile

Mit der Zeit hatte es sich so eingebürgert, dass wir uns einmal die Woche zu einem echten Männerabend treffen. Nur wir 5 Kerle ohne die nervigen Stimmen der Frauen. Nicht, dass einer von uns überhaupt eine Frau hat, geschweige denn eine Freundin. Irgend etwas schien uns davon abzuhalten diese zarten wunderschönen Geschöpfe an uns ran zu lassen. Wir sind nicht hässlich, haben einen ganz normalen Körperbau, sind nicht gerade dumm, aber trotzdem hatte sich bei uns nie etwas ergeben.

Aber egal wir schweifen ab.

Freitag Abend, alle sind eingetroffen an unserem Stammtisch und die üblichen Phrasen begannen.

Ewald kritisierte die Bierpreise, Vadin versuchte diese aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage zu erklären, André äußerte sich, dass er Angst habe, nicht mehr genügend Geld zur Verfügung zu haben, wenn er sich weiterhin mit uns jeden Freitag in einer Bar trifft und Hubert blubberte durch seinen Strohhalm in seinen Alkoholfreien Cocktail.

Unser übliches Ritual eben.

Als wir dann dort so saßen fiel uns auf einmal nichts mehr ein, was man besprechen könnte. Es gab einfach kein Thema mehr, das wir nicht schon einmal besprochen hätten. Die Langeweile machte sich breit, aber keiner hatte den Mut etwas zu sagen oder etwas zu tun. Hin und wieder eine kleine Beschwerde von Ewald über den schlechten Service, Vadin versuchte ihn dann immer wieder zu erklären das er in einer Bar doch bitte zum Tresen gehen solle, wenn er ein neues Getränk haben möchte.

Mir war es dann zu viel.

Ich: „Mir ist langweilig, lasst uns doch mal irgend etwas neues machen. Mal ein paar andere Leute treffen. Vieleicht mal in eine Disco oder so?“

André: „Bist du Wahnsinnig? Ich habe schon kaum Geld mehr in den Taschen. Is‘ doch alles viel zu teuer da! Außerdem gibt’s da immer Leute die Stress machen und ich kann mich heute nicht Prügeln, da ich mir heute morgen beim Müll wegbringen den Fuß verknackst habe!“

Ewald: „Die Musik die heutzutage in Clubs gespielt wird ist doch auch nur immer das selbe. Das ist doch nur noch sinnloses Techno geschrammel wo ab und zu mal ne Frauenstimme ins Mikro stöhnt. Und sowas nennt sich Musik. Total verkommen diese Generation.“

Vadin: „Der aktuelle Trend geht heute natürlich in eine einfach gehaltene rhythmische richtung, welche sich sehr einfach mit wenig aufwand auf elektronische weise darbieten lässt. Eine erotische Frauenstimme suggeriert darüber hinaus, überwiegend für das männliche Publikum, dass das Musikstück die Zielgruppe anspricht. Da die Zuhörer überwiegend alkoholisiert sind, wird der Balztanz des Homosapien natürlich verstärkt. Von daher werden vom DJ solche Lieder gespielt.

Hubert: „ … wäre schön … mal was neues … tanzen … Frauen….“

Wenigstens hatte ich damit ein neues Gesprächsthema angeregt. Die Diskussion ging noch einige Stunden so weiter. Hubert und ich tauschten nur ein paar enttäuschte Blicke aus, während er wieder anfing ein paar Luftblasen in sein Getränk zu pusten. Der Abend neigte sich dem Ende. André hatte sein Bares in Getränke verwandelt, Ewald beschwerte sich noch immer über den Service und Vadin versuchte ihm erneut klar zu machen das es sich um eine Bar und kein Restaurant handelte.

Schließlich verabeschiedeten wir uns von einander und gingen jeder für sich nach Hause.

Meine Begleiter und Ich

Zunächst ist hier erstmal eine kleine Charakterbeschreibung der einzelnen Personen, die in den folgenden Blogeinträgen vorkommen werden. Viel Spaß 🙂

Charakterbeschreibung:

Ich: Ein ganz normaler Kerl, der einfach nur einen guten Rat sucht, wenn es um die Fragen des Lebens geht. Bedauerliche Weise sind seine 4 „Freunde“ alle meist komplett unterschiedlicher Meinung, welches eine Entscheidung meist verzögert oder erst gar nicht zustande kommen lässt.

Andre :

Ein junger Mann (25) der genau wie „Ich“ nicht so richtig weiß was er mit sich anfangen soll.

Nach seinem Schulabschluss hat er angefangen zu studieren. Hat aber immer wieder abgebrochen und etwas neues angefangen, da er unglaubliche Prüfungsangst hat. Auch in seinen Alltagssituationen findet er immer wieder Gründe bzw. Gefahren, die mit allen Mitteln beseitigt werden müssen. Ist dies nicht möglich ergreift er vorzugshalber die Flucht.

Vadin :

Austauschstudent aus Indien (28). Seine Familie ist recht wohlhabend und sie haben ihren hochbegabten Sohn nach Deutschland zum Studium geschickt. Innerhalb der Familie läuft es alles andere als herzlich ab. Hier zählt nur Leistung. Deshalb reagiert er auf sämtliche Alltagssituationen äußerst logisch und versucht wissenschaftliche Vergleiche auf Soziale ebene zu beziehen. Doch genau das macht ihm zu schaffen, da die Menschen wider seiner Überzeugung völlig unlogisch handeln.

Ewald :

Ein 48 jähriger Dauerstudent. Er ist in seinem Leben schon viel rumgekommen, hat hier und dort gearbeitet und somit viele Menschen und ihre Charaktere kennengelernt. Er besitzt eine gute Menschenkenntnis, kann diese aber anderen nicht genau mitteilen. Auf die Frage warum er eine Person nicht leiden kann die er gerade erst kennen gelernt hat kommt eher immer die Antwort: „Weil solche Leute immer gleich sind.“ Ihm ist in der Vergangenheit so mancher Tiefschlag versetzt worden. Darüber reden will er allerdings nicht.

Hubert :

Ein sehr schüchterner Junger Mann. Er ist ebenfalls Student (Philosophie). Allerdings weiß man über ihn nur sehr wenig, da er kaum spricht. Und wenn er mal spricht ist es eher ein murmeln, dass niemand versteht. Er hat auch nicht viel Durchsetzungsvermögen. Er wird immer zu allen möglichen Aktivitäten überredet oder wird erst gar nicht nach seiner Meinung gefragt. Im laufe der Zeit ist er aber zu einem unverzichtbarem Mitglied der Truppe geworden, auch wenn er kaum auffällt.