Jeder kennt das Gefühl und jeder stellt sich die gleichen Fragen. Manche früher und manche später.
So auch ich: „Wer bin ich?“; „Was ist meine Bestimmung?“; „Was macht mich aus?“.
Es war eine sehr seltsame Erfahrung für mich diesen, ich nenne es mal Reifungsprozess, durchzumachen und über solche Fragen nachzudenken.
Natürlich habe ich dieses Thema nicht allein für mich bearbeitet. Meine „Freunde“ haben mir geholfen das ganze aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.
Doch vorab erzähle ich kurz eine kleine Geschichte, weshalb die Fragen in mir aufkamen.
Es begann nach meinem Schulabschluss. Ich muss gestehen, er war nicht gerade das Gelbe vom Ei. Gerade so mittelmäßig. Ich wusste halt einfach nicht, wofür ich mich hätte anstrengen sollen. Studieren kam für mich nicht in Frage und für die eine Ausbildung braucht man kein Abitur.
Da stand ich also. Das Ende eines Lebensabschnittes erreicht, aus der gewohnten Routine entrissen und keine Ahnung wo der Weg hinführen soll. Ich war total ahnungslos. Ich kannte meine Stärken nicht. Meine Schwächen dafür umso mehr. Faulheit stand ganz oben auf der Liste. Wie sich später jedoch rausstellen sollte, war es aber eher Orientierungslosigkeit, oder auch Angst vor dem Leben, das einen erwarten könnte.
Die Monate verflogen recht schnell. Der einzige Weg den ich ging, war der zum Arbeitsamt, um mir gute Ratschläge von dem Beamten anzuhören, der mich immer wieder Sachen Fragte wie: „Was stellen sie sich denn so vor?“.
Und genau das war das Problem. Ich hatte keine Vorstellung. Das einzige, was ich wirklich konnte, war es Freunden zuzuhören, wenn sie Probleme hatten. Ab und an ein freundliches Wort dazu und schon waren sie glücklich. Das war also mein Weg. Mit Menschen arbeiten, ihnen helfen, ihnen zuhören und vielleicht sogar zu heilen?
Mein Weg war also gefunden. Ich werde Physiotherapeut! Zugegeben ein schlecht bezahlter Beruf als angestellter in unserem Land. Aber darum geht es ja nicht. Was viel wichtiger ist war die Frage: „Bin das wirklich ich?“.
Ich machte also meinen Abschluss, erlebte Höhen und Tiefen während der Ausbildung, lernte viele Menschen und deren Schicksale kennen. Schließlich kamen diese Fragen in mir auf. Und die wichtigste von allem: „Wer bin ich?“.
An dieser Frage knabbere ich heute noch ab und zu mal. Dieses mal hingegen hatte ich beschlossen mir Hilfe zu holen und sie mit anderen zu diskutieren.
Ich: „Wer bin ich?“
Alle starrten mich mit einem sehr verwunderten Blick an. Nur Hubert schien die Frage ernst zu nehmen.
Ewald: „Was soll denn diese idiotische Frage? Du bist du! Das weißt du doch. Oder hast du letzte Nacht schon wieder zu viel getrunken?
André: „Geht’s dir gut? Sollen wir dich vielleicht zum Arzt bringen?
Vadin: „Nein André. Ich glaube die Frage ist eher auf einem existenziellem Hintergrund aufgebaut.“
Ewald: „So nach dem Motto: „Ich denke also bin ich.“, oder wie meinst du das?“
Vadin: „Oh! Das du solche Analogien herstellen kannst war mir überhaupt nicht bewusst. Aber ja so ähnlich meinte ich das.“
Ewald: „Hehe, danke… oder auch nicht?…. Hey!“
Ich: „Leute! Ich meine die Frage ernst! Nein ich hab nicht zu viel gesoffen und nein ich habe keine Amnesie! Ich will viel eher wissen was mich als Menschen ausmacht. Wo ist meine Bestimmung? Ich bin so langsam am durchdrehen. Manchmal habe ich das Gefühl vor einer riesigen Mauer zu stehen, oder die Richtung zu verlieren.“
Hubert: „Wo willst du denn hin?“
André: „Jetzt mal ganz locker! Die Richtung ist klar! Augen zu und durch! Ich mein’… du hast deinen Job, du hast deine Wohnung, deine Familie wohnt direkt um die Ecke. Ist doch alles super!
Ich: „Ja schon, aber wo steh ich in 5 Jahren? Was Fange ich mit meiner Zukunft an?“
Hubert: „Wo willst du denn sein?“
Ewald: „Aus meiner Erfahrung heraus ändert sich in 5 Jahren nicht unbedingt was. Wenn wir uns die Politik mal ansehen. wir stagnieren ja schon seit ewigen Zeiten. Kommt mir jedenfalls so vor. Aber hey. Vielleicht schaffst du ja den Absprung in ein anderes Leben!
Vadin: „Also realistisch betrachtet hängt es immer vom eigenen Individuum ab, ob eine Veränderung eintritt, oder nicht. Die Frage sollte vorab im Raum stehen ob man sich bereits sesshaft machen will, oder ob man einen anderen Lebensraum für sich in betracht zieht.“
Ich: „Leute! Ihr versteht mich nicht. Ich will nicht wissen wo ich sein kann. Ich will wissen wer ich bin! Was macht mich aus? Warum sehe ich meine Schwächen aber nicht meine Stärken?
Hubert: „Ist es nicht eine Stärke seine Schwächen zu sehen?“
Ich: „Wieso erkenne ich mich selbst nicht? Warum sehe ich eine andere Person im Spiegel, wenn ich mich betrachte?“
Hubert: „Hast du vielleicht nur Angst vor die selbst?“
Ich: „Wenn diese Fragen in meinem Kopf so weiter Kreisen, dann brauch ich bald wirklich einen Psychiater!“
André: „Hey jetzt mal tief durchatmen. Dafür gibt es sicher Spezialisten. Ich bin sicher du bist kein Psycho. Seh‘ dich ja immerhin nie mit ’nem Messer in Richtung Dusche rennen. Oder noch schlimmer, mit dir selber reden. Hah…. wäre ja mal richtig Krank!!!“
Ich: „Ach lasst mich erstmal in Ruhe. Ich muss nachdenken.“
Jahre später ist mir aufgefallen, dass, obwohl ich es damals nicht wahrnahm, mir Hubert genau die richtigen Fragen stellte, um zumindest einen Teil von mir selbst zu finden. Ich habe meine Antwort gefunden.
Ich bin Ich!